Die Wirtschaft in der Area Mittlerer Niederrhein/Düsseldorf beurteilt ihre aktuelle Geschäftslage nur noch geringfügig positiv. „Der zarte wirtschaftliche Aufwärtstrend des ersten Halbjahres hat sich im Verlauf des Sommers nicht weiter fortgesetzt“, stellt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, anhand der gemeinsamen Konjunkturumfrage mit der IHK Düsseldorf fest.
Knapp 750 Betriebe mit zusammen etwa 65.000 Beschäftigten hatten sich von Mitte September bis Mitte Oktober an der IHK-Befragung beteiligt. So stehen einem Anteil von 27,7 Prozent positiven Meldungen bereits 24,4 Prozent der Betriebe in schlechter Lage gegenüber (Saldo 3,3 Punkte). Und von dieser unbefriedigenden Geschäftslage aus, schätzen sie ihre Perspektiven ähnlich negativ ein wie schon im bisherigen Jahresverlauf (Erwartungssaldo aktuell minus 11,8 Punkte).
„Geopolitische Spannungen, die hartnäckige Inflation mit Kaufkraftverlusten, steigende Zinsen und Arbeitskosten sowie weiter hohe Energiepreise sind für viele Betriebe insgesamt zu schwere Hypotheken, als dass sie mit einem baldigen Aufschwung rechnen“, beschreibt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, die Sorgen der Unternehmen.
Allerdings: Im Kreis Viersen wird die Lage nicht ganz so negativ eingeschätzt. 35 Prozent der Betriebe meldeten eine gute, 17 Prozent eine schlechte Lage. Auch die Erwartungen – Optimisten und Pessimisten halten sich im Kreis Viersen die Waage – sind weniger pessimistisch als in der Gesamtregion. „Dies dürfte auch an der Branchenstruktur liegen“, so Steinmetz. „Schließlich sind energieintensive Industrien im Kreis Viersen weniger stark vertreten als in der Gesamtregion.“
Bis weit ins Frühjahr hinein hatte die regionale Wirtschaft den durch den russischen Angriffskrieg ausgelösten Energiepreisschock noch überraschend intestine wegstecken können. Die dadurch ausgelöste hohe Inflation hat sich jedoch hartnäckig gehalten. Die Zinswende bremst Konsum wie Investitionen. Einzig der Arbeitsmarkt bleibt vergleichsweise stabil, auch wenn sich konjunkturell und wegen des Fachkräftemangels der deutliche Beschäftigungsaufbau der vergangenen zehn Jahre kaum fortsetzen dürfte. „Sollten sich wie erwartet die Inflation zurückbilden und die Arbeitslosigkeit auf noch niedrigem Niveau bleiben, könnte immerhin der personal Konsum zu einem kleinen konjunkturellen Lichtblick werden“, hofft Berghausen. „Denn mit Impulsen aus dem Ausland ist nicht zu rechnen, angesichts eines bestenfalls schwachen weltwirtschaftlichen Umfelds und weiter sinkender internationaler Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.“
„Die Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik steigt“, sagt Steinmetz. „Die Betriebe vermissen Verlässlichkeit und Perspektiven vor allem für die Produktionsstandorte, was ihre Investitionsneigung merklich hemmt. Die Konjunkturumfrage zeigt, dass es jetzt an der Zeit ist, politisch gegenzusteuern, sonst rutschen wir in eine Krise.“
Entsprechend ist der Anteil der Betriebe deutlich angestiegen, die in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein besonderes Risiko sehen, und zwar um zwölf Punkte auf 45 Prozent. Das Risiko der Arbeitskosten bewegt sich in gleicher Größenordnung. Der Fachkräftemangel nimmt weiter zu und ist mittlerweile für 56 Prozent aller Betriebe ein wesentliches Geschäftsrisiko.