Die Administrators-and-Officers-Versicherung (D&O Versicherung) ist ein verbereitetes Instrument, um das persönliche Haftungsrisiko von Managern zu minimieren. Obwohl sie in der modernen Geschäftswelt weit verbreitet ist, wird ihre Bedeutung in M&A-Transaktionen (Mergers and Acquisitions) oft unterschätzt. Das gilt insbesondere im Zusammenhang mit Carve-Out Transaktionen.
Claims-Made-Prinzip
Die D&O Versicherung funktioniert – anders als die meisten Versicherungen – nach dem “Claims-Made”-Prinzip. Das bedeutet, dass der Zeitpunkt der Anspruchserhebung und nicht der Zeitpunkt der Pflichtverletzung oder des Schadenseintritts für den Versicherungsfall maßgeblich ist. Vor diesem Hintergrund reicht es nicht aus, während der Amtszeit abgesichert zu sein. Auch für die Zeit nach Beendigung der Amtszeit muss ein Überhang an Versicherungsschutz sichergestellt sein.
Carve-Out Szenario
Im Konzernkontext sind D&O Policen meist auf Ebene der Muttergesellschaft für den gesamten Konzern abgeschlossen. Bei einem Carve-Out, dem Verkauf einer Tochtergesellschaft, erlischt dieser Schutz typischerweise mit Closing. In dieser State of affairs bestehen verschiedene Optionen, wie man vorgehen kann:
1. Rückwirkende Deckung (Retro-Lively Cowl)
Es ist möglich, eine neue D&O Police für das veräußerte Unternehmen abzuschließen und dabei eine rückwirkende Deckung zu vereinbaren. Diese Deckung würde auch Pflichtverletzungen abdecken, die vor dem Abschluss des neuen Vertrags, aber nach dem Ablauf der vorherigen Police, begangen wurden. Der Abschluss dieser neuen D&O Police liegt dann in der Verantwortung des Käufers.
Im Rahmen eines strategischen Erwerbs kann die Zielgesellschaft auch in den bestehenden Versicherungsschutz des Käufers einbezogen werden. Auch hier ist auf eine rückwirkende Deckung zu achten.
2. Run-Off-Periode
Eine weitere Möglichkeit ist die Ergänzung der bestehenden Police um eine “Run-Off-Periode”. Dies deckt Ansprüche, die nach dem Verkauf der Tochtergesellschaft gegen deren Administration erhoben werden könnten, für einen festgelegten Zeitraum ab. Im Gegensatz zur rückwirkenden Deckung setzt die Run-Off-Periode am Zeitpunkt des Carve-Outs an und läuft für eine festgelegte Dauer, oft einige Jahre. Die Run-Off-Periode ist üblicherweise in einer eigenen Police mit einer Deckungssumme geregelt. Die Erweiterung der bestehenden Police muss durch den Verkäufer erfolgen. Der Kaufvertrag sollte entsprechende Verpflichtungen sowie eine Regelung zur Kostentragung beinhalten.
Change-of-Management-Klauseln
Neben den Carve-Outs kann auch eine Änderung in der Eigentümerstruktur (Change of Management) zu einer Aufhebung oder Einschränkung des Versicherungsschutzes führen. Diese Change-of-Management-Klauseln sollten daher Teil der Due Diligence sein.
Fazit
D&O Versicherungen sind komplex und benötigen im Kontext von M&A-Transaktionen und besonders bei Carve-Outs intensive Betrachtung. Sowohl die rückwirkende Deckung als auch die Run-Off-Periode bieten Möglichkeiten, den Versicherungsschutz gezielt anzupassen. Eine genaue Prüfung und gegebenenfalls rechtliche Beratung sind unerlässlich, um Risiken zu minimieren und den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten.