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Die Kriegslage im Nahen Osten lastet zum Wochenstart auf der Börse. Die Anleger suchen im Gegenzug “sichere Häfen” wie etwa den Greenback. Auch der Ölpreis zieht an.
Die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten ist zum Wochenstart das bestimmende Thema an den Finanzmärkten. Sowohl in Europa als auch in New York fallen die Aktienpreise, im Gegenzug werden mit Staatsanleihen sowie dem Greenback klassische “sichere Häfen” von den Anlegern gesucht. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe entfernt sich mit 2,80 Prozent weiter von der Drei-Prozent-Marke, die zuletzt erreicht worden battle.
“Wir sehen eine klassische Bewegung in sichere Häfen, aber ich würde sagen, dass es noch keine wirklichen Anzeichen von Panik gibt”, sagte Stuart Cole, Chef-Makroökonom bei Equiti Capital. “Viel wird davon abhängen, ob sich der Konflikt ausweitet und ob es zu Unterbrechungen der Ölversorgung kommt.”
Mit einer verhaltenen Wall-Avenue-Eröffnung im Rücken stabilisiert sich der DAX aktuell bei etwas über 15.100 Punkten. Damit verteidigt der deutsche Leitindex zumindest die runde Marke von 15.000 Punkten, die er in der Vorwoche schon leicht unterschritten hatte. In New York gibt der Leitindex Dow Jones nur moderat nach, an der Technologiebörse Nasdaq fallen die Verluste mit rund 0,8 Prozent deutlicher aus.
Mitten in einer der stärksten Zinserhöhungsphase seit Jahrzehnten ist ein weitere geopolitischer Belastungsfaktor natürlich alles andere als hilfreich. “Die Welt hat den nächsten Krieg und die Börse einen weiteren Faktor Unsicherheit”, kommentiert Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Dealer RoboMarkets, das aktuelle Marktgeschehen.
Vor allem der starke Anstieg der Ölpreise hat das Zeug dazu, die Inflation in den großen westlichen Verbraucherländern erneut anzuheizen, was eine geldpolitische Lockerung immer unwahrscheinlicher macht.
“Der Angriff der Palästinenser auf Israel fand ziemlich genau 50 Jahre nach dem Beginn des Jom-Kippur-Krieges statt. Daher liegt es nahe, sich daran zu erinnern, was damals passierte: der erste Ölpreisschock”, gibt Ulrich Leuchtmann, Devisen-Experte der Commerzbank, zu bedenken. Auch diesmal könnte der eskalierende Nahost-Konflikt “Solidarisierungs-Reflexe” bei den arabischen Ölproduzenten hervorrufen, so Leuchtmann.
Entscheidend ist Experten zufolge dabei, ob andere Länder in der wichtigen Ölförderregion nun in den Konflikt hineingezogen würden. “Wenn Iran auf den Plan tritt, sind bis zu drei Prozent der globalen Ölversorgung in Gefahr”, sagte Energiemarkt-Spezialist Saul Kavonic. “Und wenn sich die Kämpfe auch auf die für den Öltransit wichtige Straße von Hormus ausweiten, dann reden wir von etwa 20 Prozent.”
Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI stiegen um jeweils rund vier Prozent auf 87,88 und 86,12 Greenback professional Barrel (159 Liter). Damit wurden die kräftigen Verluste im Zusammenhang mit dem Treffen des Ölkartells OPEC+ am vergangenen Mittwoch größtenteils wieder wettgemacht.
Zu den Gewinnern der Nahostkrise gehören Rüstungsaktien. Im DAX stehen Rheinmetall mit einem deutlichen Plus von 5,6 Prozent an der Indexspitze. Im MDAX steuert der Militärsoftware-Spezialist Hensoldt auf den größten Tagesgewinn seit intestine eineinhalb Jahren, additionally seit Beginn des Ukraine-Kriegs, zu.
Im Dow Jones steht Ölriese Chevron an der Spitze, auch ExxonMobil und die Papiere anderer großer Ölmultis sind im Aufwind. Auch die Aktien der US-Rüstungsbranche sind gefragt, so Lockheed Martin, Northrop Grumman und RTX.
Aus den Depots fliegen dagegen die Papiere von Airways. Wegen der Kämpfe in Israel steuern zahlreiche Fluggesellschaften ihre dortigen Ziele vorerst nicht mehr an. Außerdem droht ein Anstieg der Treibstoffpreise, die für Gesellschaften ein großer Kostenfaktor sind. Die Aktien von Lufthansa, Air France-KLM und der British Airways-Mutter IAG geben deutlich nach.
Der Goldpreis zieht zeitweise über ein Prozent an – so stark wie zuletzt vor drei Monaten. Am Nachmittag liegt der Preis für das gelbe Edelmetall bei 1.859 Greenback und damit rund 0,8 Prozent oder 14 Greenback über dem Niveau vom Freitag. “Eine Erholung des Kurses in Richtung 1.880 Greenback ist durchaus denkbar”, so IG-Analyst Christian Henke.
Auch am Devisenmarkt kommt es zu einem Ansturm auf sichere Anlagehäfen, der Greenback zeigt Stärke. Parallel dazu gibt der Euro auf 1,0547 Greenback rund 0,3 Prozent nach. Damit stabilisiert sich auch die Gemeinschaftswährung etwas. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag noch auf 1,0563 Greenback festgelegt. Aber auch andere sichere Devisenhäfen wie der japanische Yen sind gefragt.
Im MDAX ragt die Vitesco-Aktie mit einem Kursplus von rund 20 Prozent heraus. Der Autozulieferer Schaeffler will mit der Übernahme der früheren Conti-Antriebssparte einen großen Anbieter für Elektromobilität formen. Schaeffler bietet den Vitesco-Aktionären 91 Euro je Papier in bar. Die Schaeffler-Familie hält bereits knapp 50 Prozent an Vitesco.
Die Deutsche Telekom will weiter Stellen abbauen. Wie viele Jobs insgesamt betroffen sein werden, sei noch unklar, sagte ein Telekom-Sprecher am Samstag auf Anfrage. Beim internen IT-Dienstleister Telekom IT sollen 1.300 der 5.400 in Deutschland angesiedelten Stellen wegfallen. Darüber hinaus würden rund 350 Beschäftigte in den kommenden Monaten das Unternehmen in den Vorruhestand oder in Altersteilzeit verlassen. Die Aktie legt im DAX gegen den Development zu.
Die Lufthansa-Tochter Eurowings fordert von Klima-Aktivisten der Letzten Technology nach Blockaden an mehreren deutschen Flughäfen Schadenersatz. “Eurowings wird für die Airways der Lufthansa Gruppe materielle Schäden geltend machen, die durch die Aktionen von Aktivisten an den Flughäfen in Berlin, Düsseldorf und Hamburg entstanden sind”, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Sonntag auf Anfrage.
Nach der Übernahme des Softwareanbieters Suse durch den Finanzinvestor EQT wird dessen Aktie erwartungsgemäß aus dem SDAX entfernt. Durch den Kauf ist der Streubesitz unter zehn Prozent gesunken, somit ist die Voraussetzung für die Notierung in dem Index der kleineren Werte nicht mehr erfüllt. Für Suse wird ab heute der Abfüllanlagenhersteller Krones in den SDAX aufgenommen.
Amazon hat die ersten Check-Satelliten für sein geplantes System zur Web-Versorgung aus dem All gestartet. Das Satelliten-Netz mit dem Namen Kuiper soll mit dem ähnlich funktionierenden Dienst Starlink von Elon Musks Weltraumfirma SpaceX konkurrieren. Amazon will in den kommenden Jahren intestine 3.200 Satelliten bauen und ins All bringen.
Der US-Pharmakonzern Bristol Myers Squibb legt für die Übernahme des Krebsmedikamente-Herstellers Mirati Therapeutics 4,8 Milliarden Greenback auf den Tisch. Der Preis entspricht 58 Greenback je Aktie in bar. Die US-Gesundheitsbehörde hatte das Lungenkrebs-Medikament Krazati von Mirati im Dezember zur Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenem Lungenkrebs zugelassen.
Der strauchelnde chinesische Immobilienkonzern Nation Backyard könnte wegen anstehender weiterer Zahlungen bald einen Umschuldungsplan für seine ausländischen Verbindlichkeiten ankündigen. Dies berichteten chinesische Medien heute. Das Unternehmen wollte sich weder zu diesem Thema noch zu möglichen Überweisungen an seine Gläubiger äußern.
Am Montag wurden Zinsen für zwei Anleihen im Volumen von insgesamt 66,8 Millionen Greenback fällig. Im vergangenen Monat hatte der größte non-public Immobilienentwickler der Volksrepublik bereits Zahlungen über 15 beziehungsweise 40 Millionen Greenback verpasst. Sollte der Konzern die erste Summe nicht bis zum Ablauf der Nachfrist am 17. Oktober überweisen, könnten sämtliche Auslandsverbindlichkeiten als Zahlungsausfall gewertet werden. Diese belaufen sich auf insgesamt 11,96 Milliarden Greenback.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.