Tierschützerinnen haben in der Kasseler Innenstadt Passanten über echte und falsche Pelze informiert. Wir erklären, wie man beides unterscheiden kann.
Eigentlich ist es nicht angesagt, mit Fälschungen durch die Gegend zu laufen. Manchmal allerdings schon Jessica Rapior aus Kassel machte am Montagnachmittag jedenfalls einen beruhigten Eindruck, als sie erfuhr, dass sie mit einem falschen Pelz an der Mütze ihrer Winterjacke hat. „Die Webstruktur spricht für einen Pretend“, wurde die junge Frau von Julia Weibel aufgeklärt.
Weibel ist Aktivistin des Deutschen Tierschutzbüros (Berlin). Zusammen informierte sie mit ihrer Mitstreiterin Simone Sommerfeld Passanten auf dem Königsplatz über das Tragen von Pelzkleidung. Die Tierrechtsorganisation wollte darüber aufklären, dass noch immer 100 Millionen Füchse, Nerze, Marderhunde, Waschbären, Kaninchen und andere Tiere jährlich „gequält und getötet werden, um Mäntel, Accessoires, oder auch nur kleine Einzelteile aus Pelz herzustellen“. Die Gewinnung von Pelz gehöre weiterhin zu den qualvollsten Elementen in einem System der Ausbeutung von Tieren.
Für ihre Kampagne haben sich die beiden Frauen etwas mit ihrer eigenen Kleidung einfallen lassen: Sie traten als Streife der Pelz-Polizei auf. Und sie hatten einiges zu tun: Wenn man genau darauf achtet, so läuft schätzungsweise jeder Dritte im Winter mit einer Jacke mit Pelzbesatz durch die Gegend. „Das ist ein Development, der nicht abbricht“, sagt Sommerfeld. Allerdings gebe es kaum noch Menschen, die mit kompletten Pelzmänteln durch die Stadt liefen. „Das sind noch ein paar ältere Leute“, die sich von ihren Erbstücken nicht trennen wollen“, sagt Sommerfeld.
Den Aktivistinnen geht es eher um die kleineren Pelzteile: Um Besätze an Jacken und Mützen, Bommeln oder andere Accessoires.
Viele Menschen wüssten gar nicht, ob sie echten oder falschen Pelz an der Kleidung haben, sagt Sommerfeld. In Deutschland gebe es nämlich keine Deklarationspflicht. Manche Stücke seien auch einfach falsch ausgezeichnet. Sommerfeld zeigt als Beispiel einen Schal mit Echtpelz. Auf dem Etikett steht fälschlicherweise, dass er aus 100 Prozent Acryl ist. Und auch der Preis des Schals, der nur neun Euro gekostet hat, gibt keinen Hinweis auf echtes Fell. Erschreckenderweise könne Kunstpelz sogar teurer sein als echter Pelz, sagt Sommerfeld.
Die Pelz-Polizistinnen haben drei Tipps, wie man echten von falschem Pelz unterscheiden kann:
- Durch Pusten: Wenn sich das Haar federleicht bewegt, ist es vermutlich echter Pelz.
- In die Tiefe schauen: Entdeckt man Kopfhaut, die aussieht wie Leder, handelt es sich wohl um echten Pelz.
- Anzünden: Einige Haare aus dem Pelz zupfen und mit dem Feuerzeug anstecken. Riecht es nach verbranntem Haar, ist der Pelz echt. Riecht es nach verbranntem Plastik, ist er falsch.
Da die Verbraucher oft getäuscht würden, sei es am besten, ganz auf Pelz zu verzichten, egal ob falsch oder echt, sagt Sommerfeld. „Denn auch wer Kunstpelz trägt, wirbt für die Pelzmode.
Und wenn man das aber nicht will? „Ich magazine ihn schon gerne“, sagte Jessica Rapior über ihren falschen Pelzbesatz an der Kapuze ihrer Winterjacke. „Dann tragen Sie doch zumindest einen Anti-Pelz-Button an der Jacke“, schlug Aktivistin Weibel vor und schenkte ihr einen Anstecker. Von dieser Idee struggle Jessica Rapior begeistert.
Den Anti-Pelz-Button kann man unter pelzpolizei.de kostenlos bestellen (Versand kostenpflichtig). Dort gibt es auch weitere Infos.