Gerade im Sommer kommt es immer wieder zu Starkregen- und Überflutungssituationen. Warum man keinesfalls ins Wasser hineinfahren sollte, was zu tun ist, wenn das Nass doch ins Auto vorgedrungen ist und welche Versicherung für den Wasserschaden zahlt:
Hochwasser: Hier muss die Feuerwehr das Auto aus den Fluten ziehen. Ein wirtschaftlicher Totalschaden ist in diesem Fall sehr wahrscheinlich.
HUK Coburg
Die eine Seite des Sommers ist von Hitze und Trockenheit geprägt, die andere von Unwettern, Starkregen und, daraus resultierend, Überschwemmungen. Oft kann die Kanalisation das viele Nass, das vom Himmel stürzt, nicht mehr aufnehmen, gerade in Senken und Unterführungen steigt dann schnell der Wasserpegel. So geschah es beispielsweise am 17. August in der fränkischen Metropole Nürnberg, wo Autos bis zum Dach in vollgelaufenen Unterführungen steckenblieben.
In erster Linie sind damit Gefahren für Leib und Leben verbunden. Die Zerstörungen, die am Auto entstehen, rücken da in den Hintergrund. Und doch sind sie für die Betroffenen nicht trivial. Um möglicherweise irreparable, zumindest aber teure Schäden davonzutragen, muss ein Fahrzeug gar nicht einmal richtig tief abtauchen. Selbst harmlos aussehenden Wasserflächen ist auch deshalb immer mit Vorsicht und Respekt zu begegnen.
Durchs Wasser fahren: Was darf ich riskieren?
Am besten überhaupt nichts. “Keinesfalls sollte man mit dem Auto einfach ins Wasser hineinfahren”, warnt der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK). Weder ist einzuschätzen, wie tief das Wasser ist noch, ob sich unter der Oberfläche Hindernisse verbergen. Bleibt man stecken, weil der Motor streikt und steigt der Wasserpegel noch, drohen ernsthafte Gefahren. Besser ist es daher, gerade bei Starkregen vor überfluteten Stellen anzuhalten und am besten zu wenden. Das gilt besonders an Senken oder Unterführungen. Ist Wenden nicht möglich, sollte man warten, bis das Wasser entweder von alleine sinkt oder die Feuerwehr das Nass abgepumpt hat.
Welcher Schaden droht am Auto?
Wenn Wasser über den Ansaugweg in den Motor gelangt, kann – Stichwort “Wasserschlag” – ein kapitaler Motorschaden die Folge sein. “Konventionelle Pkw sind nur für eine maximale Wassertiefe von 20 bis 25 Zentimetern bei langsamer Geschwindigkeit ausgelegt”, heißt es vonseiten des ADAC. Laut ZDK reicht bei manchen Kleinwagen “schon eine tiefe Pfütze” aus, um schwere Schäden zu verursachen. Nur bei geländefesteren SUVs und echten Geländewagen liegt die sogenannte Wattiefe höher und kann dann 40 Zentimeter bis sogar einen Meter betragen.
Überflutete Straße: Schon bei diesem Wasserspiegel können schwere Schäden am Auto entstehen.
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Nichts geht mehr. Und jetzt?
Ist man tatsächlich in einer Überflutungsstelle steckengeblieben oder findet das Auto im Wasser vor, sollte man keinesfalls versuchen, den Motor wieder zu starten. Womöglich entstehen so Folgeschäden. Besser ist es, den Wagen ins Trockene zu schieben und die Batterie abzuklemmen. Sinnvollerweise wird aber gleich ein Abschleppdienst gerufen. Er bringt das Fahrzeug in die Werkstatt, wo die Fachleute überprüfen, ob und inwieweit der Motor Schaden genommen hat, ob möglicherweise auch Sensoren, Fahrwerk oder Bremsen betroffen sind oder ob nur die Elektrik nass geworden ist. Der ADAC rät dazu, auch ein augenscheinlich noch fahrtüchtiges Auto auf möglicherweise versteckte Schäden hin durchchecken zu lassen.
Und was ist mit einem Elektroauto?
Grundsätzlich gelten hier die gleichen Verhaltensregeln wie bei einem Verbrenner. Das Risiko, dass Wasser durch den Ansaugtrakt in den Motor gelangt, besteht beim E-Auto zwar nicht. Dafür kann es bei eindringender Nässe zu lokalen Kurzschlüssen in den Hochvolt-Komponenten kommen. “Diese werden dann aber automatisch abgeschaltet”, stellen die ZDK-Experten klar, weiterfahren sei dann nicht mehr möglich. Dank der vielfältigen Absicherungen des Hochvoltsystems sowie der Wasserdichtigkeit von Steckern, Kontakten und Batterien besteht laut ADAC auch bei zeitweiliger Wassereinwirkung kein erhöhtes Stromschlagrisiko. Battle das Fahrzeug länger geflutet oder hat man es mit mechanischen Beschädigungen der Hochvoltbatterie zu tun, rät der Membership indes dazu, einen Sicherheitsabstand von einem Meter einzuhalten und die Bergung Fachleuten zu überlassen.
Ist mein Auto noch zu retten?
Ein Wasserschaden ist nicht zwangsweise auch ein wirtschaftlicher Totalschaden. Ob die Trockenlegung und Reparatur lohnt, muss letztlich in der Fachwerkstatt entschieden werden. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle – wie tief das Auto im Wasser gestanden hat beispielsweise, aber auch die Beschaffenheit des Wassers. Schwierig kann es vor allem dann werden, wenn die Fluten mit Sand, Schlamm, Abwässern oder gar Öl versetzt gewesen sind. Nicht zuletzt kommt es auch auf den Zeitwert des Autos an. Wie bei jeder Reparatur ist es unbedingt ratsam, sich vor Auftragserteilung einen Kostenvoranschlag ausstellen zu lassen.
Hat das Wasser bis zu den Seitenscheiben gereicht, ist mit ziemlicher Sicherheit von einem Totalschaden auszugehen.
Wer bezahlt meinen Schaden?
Hier ist die Frage related, ob das Wasser zum Auto gekommen ist oder das Auto zum Wasser. Für Schäden, die durch Hochwasser oder ähnliche Ereignisse an parkenden Autos entstanden sind, kommt in aller Regel die Teilkaskoversicherung auf. Allerdings wird sie überprüfen, ob eventuell Fahrlässigkeit vorliegt. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn der Wagen leichtfertig auf einem hochwassergefährdeten Parkplatz abgestellt oder nicht rechtzeitig aus dem Überschwemmungsgebiet gefahren wurde.
Wurde das Auto durch einen überschwemmten Straßenabschnitt gesteuert, zahlt die Teilkasko nicht – es sei denn, die Überflutung trat so plötzlich ein, dass dem Fahrer eine Reaktion wie das Abschalten des Motors nicht mehr möglich conflict. Ansonsten ist die Vollkasko zuständig. Auch sie wird sich aber vergewissern, ob der Fahrer das Risiko nicht hätte erkennen können und möglicherweise grob fahrlässig gehandelt hat.
Betroffene Fahrzeughalter sollten am besten unmittelbar nach dem Schadenfall mit ihrer Versicherung Kontakt aufnehmen.